06.10.2025
Pressemitteilung: Wir brauchen eine große Pflegereform, keine kleinteilige Diskussion um Pflegegrade

Das Pflegebündnis Mittelbaden e.V. beklagt die derzeit undifferenzierte Diskussion um die Abschaffung des Pflegegrades 1. In der Diskussion um die Finanzierung der Pflegeversicherung dürfe es keine Denkverbote geben. „Der Pflegegrad 1 darf aber per se nicht abgeschafft werden“, so Peter Koch. Er entlaste auch pflegende An- und Zugehörige.
Derzeit wird landauf landab über die Abschaffung des Pflegegrades 1 diskutiert. „Diese öffentlich undifferenzierte Diskussion muss endlich aufhören. Die Pflege darf nicht schon wieder zum Sparmomentum werden, wenn das Geld im Haushalt nicht ausreicht“, erklärt Peter Koch, Vorsitzender des Pflegebündnisses Mittelbaden e.V.
Die Diskussion um die Abschaffung des Pflegegrades 1 ist vor allem vor dem heutigen Europäischen Tag der pflegenden Angehörigen für diese ein Schlag ins Gesicht. „Sie sind die tragende Säule im Pflegesystem und wir übersehen, wie sehr pflegende An- und Zugehörige durch die Leistungen im Pflegegrad 1 entlastet werden“, führt Koch in diesem Zusammenhang aus.
Dennoch ist er auch Geschäftsführer der Gaggenauer Altenhilfe und sieht die gesamte Diskussion um Einsparpotenziale differenziert:
„Derzeit werden in der Bund-Länder-Kommission Vorschläge für die Konsolidierung der Pflegeversicherung erarbeitet. Bis diese vorliegen, sollte es keine Denkverbote geben und überflüssige, öffentliche Diskussionen – wie um die Abschaffung des Pflegegrades – sollten ausbleiben. Sie verwirren und verunsichern die Bevölkerung.
Für mich ist klar, dass wir weiter niedrigschwellige Unterstützungsangebote, wie sie derzeit im Pflegegrad 1 verortet sind, beispielsweise für Beratung, Pflege-WG-Zuschüsse oder Wohnraumanpassungszuschüsse, brauchen. Der Pflegegrad 1 leistet an vielen Stellen einen Beitrag, dass Pflegebedürftige länger in der eigenen Häuslichkeit bleiben können.
Jedoch sehe ich die Entlastungsbeträge, die auch im Pflegegrad 1 bereits bezahlt werden, durchaus kritisch. Sie haben ein hohes Missbrauchspotenzial und ich erlebe in der Praxis immer wieder Beispiele, wie hier Gelder bewusst missbraucht werden und so beispielsweise Putzfrauen für Menschen, die sich dies auch privat leisten können, über die Sozialversicherung finanziert werden. Viele wirklich Betroffene haben oft keinen Zugriff auf diese Leistungen.
Nimmt man die 863.000 Menschen, die derzeit Pflegegrad 1 haben, und setzt die 131 Euro pro Monat Entlastungsbetrag zugrunde, kommt man – allein im Pflegegrad 1 – auf einen Betrag von über einer Milliarde Euro im Jahr. Mir geht es nicht darum, dass der Entlastungsbetrag komplett gestrichen werden soll, sondern darum, eine andere Regelung für die Auszahlung zu finden, nicht mehr im Gießkannenprinzip. Hier braucht es ausnahmsweise mehr Kontrolle oder zumindest keine Vergabe von Leistungen nach reiner Aktenlage.“



